11/28/2024 | Press release | Distributed by Public on 11/28/2024 07:25
Seit dem Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 und dem anhaltenden Krieg wird darüber auch an den Hochschulen heftig gestritten. Während sich propalästinensische Studierende in ihrem Protest eingeschränkt sehen, berichten jüdische Studierende, dass sie sich auf dem Campus nicht mehr sicher fühlen. Häufig entbrennt der Streit darüber, ob die Proteste durch die Meinungsfreiheit geschützt sind oder die Grenze der Volksverhetzung und des Antisemitismus überschreiten. Diese Debatte über den Diskursraum Hochschule ist jedoch nicht neu. Schon lange wird darüber diskutiert, welche Meinungen auf dem Campus toleriert und welche verboten werden sollten. Welche Formate einer offenen, aber auch kritischen Debattenkultur kann die Hochschule als Diskursraum anbieten und welche Rolle spielt der Begriff des "Safe Space" dabei? Wer entscheidet auf Basis welcher Kriterien darüber, wie eine Auseinandersetzung geführt wird und welche Positionen als rassistisch oder antisemitisch gelesen werden? Fragen wie diesen werden Saba-Nur Cheema und Meron Mendel in ihrem Vortrag nachgehen.
Die Politologin und Antirassismus-Trainerin Saba-Nur Cheema forscht an der Goethe-Universität Frankfurt zu Antisemitismus in pädagogischen Kontexten und zu religiösen Differenzkonstruktionen bei Kindern im Vor- und Grundschulalter. Von 2020 bis 2023 war sie Mitglied des vom Bundesinnenministerium eingesetzten Unabhängigen Expertenkreises zu Muslimfeindlichkeit. Meron Mendel ist Direktor der Bildungsstätte Anne Frank und Professor für Transnationale Soziale Arbeit an der Frankfurt University of Applied Sciences. Im Mittelpunkt seiner Arbeit stehen Migrationsgesellschaft, Erinnerungskultur und Identitätspolitik; wie Saba-Nur Cheema ist auch er publizistisch tätig. In einer jüdisch-muslimischen Kolumne in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung schreibt das Paar regelmäßig zum "Miteinander in Zeiten der Polarisierung". Im Anschluss an ihren Vortrag werden die beiden Referenten mit ihrer Dialogpartnerin Dr. Elisabeth Becker-Topkara vom Max-Weber-Institut für Soziologie der Universität Heidelberg diskutieren.
Die Ruperto Carola Ringvorlesung ist Teil eines Konzepts von Fokusthemen wie RICHTIG & FALSCH. Damit will die Universität Heidelberg zweimal jährlich gesellschaftlich relevante Forschungsfragen in unterschiedlichen Formaten an die breite Öffentlichkeit herantragen. In der aktuellen Reihe sprechen Forscherinnen und Forscher aus verschiedenen disziplinären Perspektiven über "Freiheit?! Die Universität als Diskursraum". Konzipiert wurde die Reihe mit Bezug zum "Wissenschaftsjahr 2024 - Freiheit" von der Sinologin Prof. Dr. Barbara Mittler und der Medienanthropologin Prof. Dr. Christiane Brosius vom Heidelberger Centrum für Transkulturelle Studien.
Dem Vortrag mit Meron Mendel und Saba Nur-Cheema folgen im laufenden Wintersemester drei weitere Vorträge mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Universität Heidelberg sowie Gästen anderer Forschungseinrichtungen aus dem In- und Ausland. Die Veranstaltungen finden jeweils montags in der Aula der Alten Universität statt, Beginn ist um 18.00 Uhr. Aufzeichnungen davon sind zu einem späteren Zeitpunkt abrufbar auf heiONLINE, dem zentralen Portal der Universität Heidelberg mit Vorträgen, Diskussionsrunden und Veranstaltungen in digitalen Formaten.