11/12/2024 | Press release | Distributed by Public on 11/12/2024 10:34
In einem großen Schritt hin zur Verbesserung von Qualität und Zugänglichkeit der Langzeitpflege in der gesamten Europäischen Region hat das WHO-Regionalbüro für Europa sein neues Toolkit für die Langzeitpflege präsentiert. Dieser praktische und innovative Ratgeber soll politische Entscheidungsträger auf Regionsebene wie auch auf nationaler und kommunaler Ebene dabei unterstützen, die Pflegesysteme bedarfsgerechter, inklusiver und nachhaltiger zu machen.
Jedes Land in der Europäischen Region ist von Bevölkerungsalterung betroffen, und mit der Alterung und der zunehmenden Prävalenz chronischer Erkrankungen steigt auch der Bedarf an Pflegeleistungen. Die Langzeitpflege umfasst Unterstützung und Dienstleistungen, die Menschen mit anhaltendem oder hohem Risiko, ihre körperliche oder geistige Leistungsfähigkeit zu verlieren, dabei helfen, ein Maß an Unabhängigkeit und Lebensqualität aufrechtzuerhalten, bei dem ihre Grundrechte, Freiheiten und Menschenwürde gewahrt bleiben.
Das Toolkit wurde mit finanzieller Unterstützung der Generaldirektion Beschäftigung, Soziales und Integration der Europäischen Kommission entwickelt und ist Teil der Europäischen Pflegestrategie. Es trägt auch zur Umsetzung der Empfehlung des Rates über den Zugang zu bezahlbarer und hochwertiger Langzeitpflege bei. Das Toolkit der WHO wurde am 12. November in Brüssel auf einer ganztägigen Veranstaltung über die Notwendigkeit eines bezahlbaren Zugangs zu einer hochwertigen Langzeitpflege vorgestellt und beinhaltet einen umfassenden Rahmen, der die Menschen und ihre individuellen Pflegebedürfnisse in den Mittelpunkt von Reformen im Bereich der Langzeitpflege stellt.
"Dieses Toolkit bringt den entscheidenden Unterschied. Es bietet Ländern einen Weg zum Aufbau von Pflegesystemen, die den Menschen wirklich dienen, indem sie ihre Bedürfnisse, Präferenzen und Erwartungen in Sachen Pflege in den Mittelpunkt stellen", erklärte Dr. Natasha Azzopardi-Muscat, Direktorin der Abteilung Gesundheitspolitik und Gesundheitssysteme der Länder bei WHO/Europa, während der Präsentation. "Es trägt zu einem inklusiven Ansatz bei, indem Führungskräfte aufgefordert werden, zusammen mit Familien und Gemeinden darauf hinzuarbeiten, Konzepte und Leistungen zu entwickeln, die unser gemeinsames Engagement für Menschenwürde, Respekt und Qualität in der Pflege widerspiegeln. Wir ermutigen alle Entscheidungsträger, dieses Toolkit zu nutzen und umzusetzen und sich für eine Zukunft einzusetzen, in der niemand auf benötigte Leistungen verzichten muss."
Das Toolkit soll die Zusammenarbeit, das Vertrauen und das gemeinsame Lernen zwischen den maßgeblichen Interessengruppen fördern und einen evidenzbasierten Ansatz für das Verständnis und die Bewältigung der komplexen Dynamik von Pflegesystemen unterstreichen.
Um dies zu erreichen, besteht das Toolkit aus drei Hauptkomponenten: einem konzeptionellen Rahmen, der die allgemeinen Komponenten von Pflegesystemen und die Mechanismen für Reformen im Pflegewesen definiert und ein Glossar der Begriffe enthält; einem Leitfaden für die Umsetzung; und einer detaillierten Vorlage für die Datenerhebung. Zusammen bilden diese Elemente einen strukturierten Prozess zur Erfolgskontrolle, zur Bestimmung von Prioritäten für Verbesserungen und zur Förderung von Konsens und Vertrauen zwischen verschiedenen Interessengruppen.
Das Toolkit verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz für die Entwicklung von Pflegesystemen, der durch eine Struktur von "Ergebnisketten" untermauert wird. Dieser Ansatz vereint fünf Schlüsselkomponenten: Versorgungsbedarf der Bevölkerung, System-Inputs, System-Outputs, Systemergebnisse und Auswirkungen auf Bevölkerungsebene.
Nach diesem Modell werden politische Entscheidungsträger dringend dazu aufgefordert, die im Pflegesystem verfügbaren Ressourcen - sowohl materielle (z. B. Infrastruktur und Arbeitskräfte) als auch immaterielle (z. B. Finanzierungsmechanismen) - zu berücksichtigen und zu bewerten, wie effektiv diese Ressourcen genutzt werden, um Pflegeleistungen zu erbringen und die in der nationalen Politik formulierten Ziele zu erreichen.
"Angesichts zahlreicher konkurrierender Herausforderungen müssen die Pflegesysteme in der Europäischen Region schnell lernen und sich ständig anpassen", erklärt Dr. Stefania Ilinca, Hauptautorin der Studie und Fachreferentin für Langzeitpflege bei WHO/Europa. "Indem es auf Dialog, Beratung und gemeinsame Entwicklung setzt, beinhaltet das Toolkit eine Blaupause für die inklusive Entwicklung von Evidenz und Wissen, aber auch für den Aufbau von Vertrauen und Konsens zwischen Menschen mit Pflegebedarf und ihren Familien, Pflegekräften und Leistungsanbietern, der Zivilgesellschaft, der Politik und anderen wichtigen Interessengruppen im Bereich der Langzeitpflege."
Das Toolkit ist außerdem so konzipiert, dass es anpassungsfähig ist und von den Ländern als Grundlage für die Schaffung eines nationalen Kontrollsystems für die Langzeitpflege oder als Hilfsmittel für Entscheidungsprozesse zu bestimmten Themen wie Personalentwicklung oder gemeindenahe Dienste genutzt werden kann. Diese Flexibilität macht es zu einem wertvollen Instrument für Länder, die sich in Bezug auf Langzeitpflege in unterschiedlichen Entwicklungsstadien befinden.
Die Präsentation des Toolkits stellt einen wesentlichen Meilenstein in den anhaltenden entschlossenen Bemühungen von WHO/Europa um hochwertige und gut zugängliche Pflegeangebote dar.
"Wir hoffen, dass alle Länder dieses Toolkit gezielt nutzen, um ihre Systeme für die Langzeitpflege grundlegend zu überdenken und umzugestalten," fügte Dr. Ilinca hinzu. "Indem wir den Menschen in den Mittelpunkt der Pflege stellen, alle maßgeblichen Akteure einbeziehen und in solide, datengestützte Konzepte investieren, können wir eine Zukunft schaffen, in der eine hochwertige und bezahlbare Langzeitpflege für alle möglich ist."
WHO/Europa hat auch drei separate länderspezifische Studien für Griechenland, Irland und Litauen begonnen, in denen die Herausforderungen und Prioritäten für Fortschritte bei der grundlegenden Umgestaltung ihrer Pflegesysteme gemäß den jeweiligen nationalen Zielen bestimmt werden.