CAU - Christian-Albrechts-Universität

09/05/2024 | Press release | Distributed by Public on 09/05/2024 02:46

Evolution by the Sea 2024: Kieler Tagung zur Translationalen Evolutionsforschung

Erneut steht dabei die Übertragung von grundlegenden Erkenntnissen aus der Evolutionsbiologie in verschiedene Anwendungsfelder wie die Medizin, den Artenschutz oder die Landwirtschaft im Mittelpunkt. In 15 Vorträgen, Diskussionen und Austauschformaten präsentieren die Teilnehmenden Arbeiten aus ihren jeweiligen Forschungsfeldern. Dabei geht es zum Beispiel um evolutionäre Anpassungsmechanismen von Schadinsekten gegenüber Pflanzenschutztechniken im Getreideanbau, die Bedeutung der Genomevolution bei der Entstehung von Antibiotikaresistenzen oder evolutionsbiologisch informierte Dorsch-Fangquoten für die Küstenfischerei an der Ostsee.

Die jährliche Tagung ist auch Ausdruck der erfolgreichen Bemühungen des KEC in den vergangenen Jahren, evolutionswissenschaftliche Aktivitäten und Forschungsinitiativen wie das GRK TransEvo in der Kieler Region zu etablieren und zu bündeln. Die Landesuniversität und ihre Partnerinstitutionen, unter anderem Beispiel das Max-Planck-Institut für Evolutionsbiologie in Plön, das GEOMAR und das Forschungszentrum Borstel, haben sich seitdem zu einem bundesweit einzigartigen Schwerpunkt in der Evolutionsforschung entwickelt und sich dabei insbesondere der Translation ihrer Erkenntnisse verschrieben.

Translationale Evolutionsforschung in Kiel

Im GRK TransEvo arbeiten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler daran, evolutionsbiologische Strategien zur Lösung gesellschaftlicher Herausforderungen der Gegenwart zu entwickeln. Diese sind durch dramatische, vom Menschen verursachte Umweltveränderungen gekennzeichnet, die zum Beispiel durch intensive Landwirtschaft, Industrialisierung, umfassende medizinische Behandlungen und den aktuellen Klimawandel entstehen. Dadurch wird künstlicher Selektionsdruck auf natürliche Systeme ausgeübt, was den Ablauf der Evolution stark beeinflussen und unbeabsichtigt negative Folgen nach sich ziehen kann.

"Wie genau sich dieser menschliche Einfluss auf natürliche Selektionsprozesse auswirkt und wie wir negative Auswirkungen vermeiden können, wollen wir künftig besser verstehen. Stück für Stück kommen wir so unserem Ziel näher, großen gesellschaftlichen Herausforderungen wie der Antibiotikakrise, der Erhaltung natürlicher Ressourcen und der Sicherung der Nahrungsmittelproduktion mit evolutionsbiologischen Strategien besser zu begegnen", betont Professorin Olivia Roth, Vizesprecherin des GRK und Evolutionsökologin an der CAU.

Zum Kieler Meeting tragen internationale Expertinnen und Experten mit ihren Plenarvorträgen bei: Dr. Sissel Jentoft von der Universität Oslo stellt ihre Arbeiten zu den genomischen Grundlagen evolutionärer Anpassungen von Meeresfischen an den Klimawandel vor. Von der University of California in Berkeley kommt Dr. Chadi Saad-Roy, der sich mit der mathematischen Modellierung der evolutionären Dynamik von Infektionskrankheiten beschäftigt. Dr. Susanne Foitzik von der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz stellt dar, welche Faktoren die Evolution des Verhaltens bei sozialen Lebewesen wie Ameisen prägen. Professor Brendan Bohannan von der University of Oregon, der zurzeit als DFG-Mercator-Fellow an der Kieler Universität forscht, beschäftigt sich unter anderem damit, wie die mikrobielle Artenvielfalt auf Umweltveränderungen reagiert und wie die Weitergabe von Mikrobiomen den Ablauf der Evolution beeinflusst.

"Unsere internationalen Gäste liefern in diesem Jahr besondere Impulse für die Tagung und zeigen dabei verschiedenste Facetten des Anwendungspotenzials evolutionärer Prinzipien auf. Besonders für unseren wissenschaftlichen Nachwuchs in Kiel liefern sie damit wertvolle Inspirationen für ihre eigenen Forschungsvorhaben und Karrierewege", betont CAU-Evolutionsbiologe Professor Hinrich Schulenburg, Sprecher des GRK TransEvo und Mit-Organisator der Tagung.

Evolutionsforschung: Perspektiven für den Transfer

Ein besonderer Fokus der diesjährigen Tagung liegt ausdrücklich auch auf Karrierewegen außerhalb der Wissenschaft: So berichten am zweiten Tag Vertreterinnen aus Firmen und Wirtschaftsförderung über vielversprechende berufliche Perspektiven für junge Evolutionsbiologinnen und -biologen zum Beispiel in Start Up-Unternehmen. Unter anderem stellt Dr. Anna Canning, Gründerin der Kieler Firma Atrium Environmental, ihr im Bereich der Nachhaltigkeit des Fischereisektors tätiges Unternehmen vor. Nele Dagefoerde vom schleswig-holsteinischen Transferzentrum für maritime Technologien (TransMarTech) zeigt auf, wie ihre Organisation Forschende und Unternehmen in innovativen technologiebasierten Geschäftsfelder der maritimen Wirtschaft zusammenbringen kann. Mit diesen und weiteren Beiträgen betont das Organisationsteam die besondere Bedeutung des Transfers für junge Forschende speziell in der Evolutionsbiologie und möchte sie dazu ermutigen, ihre Expertise künftig auch in wirtschaftliche Anwendungsfelder einzubringen.