Universität Regensburg

06/20/2024 | Press release | Distributed by Public on 06/20/2024 07:58

Neue Entwicklungen im Bereich Biodiversität an der UR

Neue Entwicklungen im Bereich Biodiversität an der UR

Ein Blick auf ausgewählte Maßnahmen zur Förderung von Artenvielfalt

20. Juni 2024

Der Regensburger Campus hat ca. 93 ha Fläche. Die Hälfte davon sind Grünanlagen und Waldflächen mit unterschiedlicher Nutzung. In den vergangenen Jahren wurde systematisch versucht, die Pflege der Außenanlagen umweltverträglich und nachhaltig zu gestalten. Bereits seit Jahren werden zur Bekämpfung von Kulturbegleitpflanzen auf Verkehrswegen keinerlei Herbizide mehr eingesetzt. Sämtliche Wiesenflächen, die nicht direkt gebäudeumfassend und keiner speziellen Nutzung zugeordnet sind, werden bereits extensiv bewirtschaftet. Dabei wird vollständig auf Düngung verzichtet und nur einmal im Jahr gemäht. Von diesen Flächen wiederum wurden ca. 3,5 ha an verschiedenen Stellen des Campus durch Bodenbearbeitung und Ansaat mit Wildsamenmischungen in artenreiche Blühwiesen umgewandelt.

Die Blühwiese im Rosengarten der UR. © Martin Postner

Verschiedene Akteure aus der Wissenschaft, der Abteilung Gebäude und Technik, dem Green Office und zahlreiche Studierende setzen sich auf dem Campus für mehr Biodiversität ein. Hier ist unter anderem die 2022 gegründete Hochschulgruppe "Naturschutz & Nachhaltigkeit" rund um Dozierende, Studierende, externe sowie interne Interessierte zu nennen. Sie wurde maßgeblich von Prof. Dr. Ralph Witzgall angestoßen, um die Bemühungen im Bereich "Biodiversität" stärker zu bündeln. Im Folgenden werden ein paar ausgewählte Maßnahmen vorgestellt, um einen Einblick in die Bemühungen am Campus zu erhalten.

Auszeichnung mit der LBV-Plakette "Vogelfreundliche Glasscheibe" für die Universität Regensburg
Über Monate hinweg wurden die Studierenden Martina Wendler, Elisabeth Hofer und weitere Studierende und Mitarbeitende der UR am verglasten Übergang zwischen Vorklinikum und Chemie wiederholt auf Totfunde verschiedener Vogelarten aufmerksam. Darunter befanden sich neben häufigen Singvögeln und Tauben auch ein Mäusebussard, ein Sperber, ein Buntsprecht und bedauerlicherweise die auf der Vorwarnliste gefährdeter Arten geführte Waldschnepfe. Anfang des Jahres wurde sogar ein Eisvogel Opfer dieser Vogelfalle. Glasflächen, vor allem von Überführungen, können von Vögeln nicht als Hindernis wahrgenommen werden und werden insbesondere durch gespiegelte Naturstrukturen wie Bäume zur Gefahr. Greifvögelsilhouetten als Schutzmaßnahme konnten sich leider nicht bewähren. Bei der Auswahl einer potentiellen Schutzmaßnahme entschieden sich die UR und das staatliche Bauamt für ein Punktraster. Die Folie wurde außen auf das Glas aufgeklebt, bedeckt 0,8 % der Fläche und soll zukünftig den Zusammenprall von Vögeln mit den Glasscheiben am Übergang zwischen Vorklinikum und Chemie verhindern. Beim Neubau des Forschungsgebäudes RUN wurde bereits bei der Planung darauf geachtet, dass der gläserne Übergang zur Fakultät Chemie/Pharmazie mit derartigen Markierungen versehen wurde - das ist vorbildlich und beispielgebend für zukünftige Baumaßnahmen.
Die Bemühungen, dem Vogelschlag an der Universität Regensburg entgegenzuwirken, wurden vom Landesbund für Vogel- und Naturschutz e.V. mit der Überreichung der Plakette "Vogelfreundliche Glasscheibe" gewürdigt. Die Plakette wurde am 18. Juni 2024 vom Nachhaltigkeitsbeauftragten der UR, Prof. Dr. Andreas Roider, der Studierenden Martina Wendler und Vertreter*innen des Bauamts stellvertretend für alle daran beteiligten Akteure entgegengenommen.

v.li. Peter Stimmler, Projektleitung "Unsichtbares sichtbar machen" - LBV-Projekt zur Reduzierung des Vogelschlags an Glas; Martina Wendler, Studentin an der UR; Elisabeth Hofer; Prof. Dr. Andreas Roider, Nachhaltigkeitsbeauftragter der Uni Regensburg; Carina Zölch, Staatliches Bauamt Regensburg, Bereich Hochschulbau; Alexander Lischke, Staatliches Bauamt Regensburg, Bereich Hochschulbau © Green Office / Kast

Weitere Bestrebungen der UR im Bereich Vogelschutz
Es wurden bereits zahlreiche Nisthilfen (u. a. für Mauersegler mit Klangattrappen oder Turmfalken) auf dem Campus angebracht, die in regelmäßigen Abständen kartiert und gereinigt werden. Vielen Einzelinitiativen und engagierten Personen auf dem Campus ist es zu verdanken, dass sich dieser zu einem artenfreundlichen Campus entwickelt. Hervorzuheben sind unter anderem ein neu angelegter Hecken-Komplex am Randstreifen zur Straße (Am Biopark), welcher auf Initiative des Lehrschulgarten (unter Anstoß von Barbara Saß und durch Unterstützung der technischen Leitung des botanischen Gartens, Lena Fraundorfer) für den Vogelschutz gepflanzt wurde. Das Ökosystem Hecke ist in mehreren Schularten im Lehrplan und wird im Zusammenhang mit Biodiversität in Saumbiotopen oder Ökosysteme unter dem Einfluss des Menschen in den Lehrplänen verortet. Diese soll im Rahmen von Didaktik-Seminaren genutzt werden. Die nun gepflanzte Hecke besticht durch eine Vielzahl von einheimischen Heckensträuchern und niedrigen Bäumen. Die Artenzusammensetzung wurde v. a. nach dem Kriterium, dass möglichst während der ganzen Vegetationsperiode Nektar- und pollenreiche Blüten für Insekten und im Winter Früchte für Vögel zur Verfügung stehen, ausgewählt. Die hoffentlich bald dichte Hecke bietet zudem Nistplätze und Schutz für Vögel (z. B. bodenbrütende Arten wie Rotkehlchen, aber auch Zaunkönige, Zilp-Zalpe oder verschiedene Grasmückenarten). Ziel ist, dass sich im Heckensaum eine entsprechende Saumvegetation aus krautigen Pflanzen etabliert und dass diese idealerweise nur noch ein- bis zweimal im Jahr gemäht wird. Hecken haben neben ihren ökologischen Funktionen auch einen ästhetischen Wert und das Projekt soll hoffentlich keine einmalige Aktion am Campus bleiben.

Die neu gepflanzte Hecke. © Fraundorfer

Urban-Gardening auf dem Campus
Über den Dächern des Unikats zwischen Studierendenhaus und Audimax befindet sich eine weitere kleine grüne Oase, die vom AK Garten, einer studentischen Initiative, gepflegt wird. Hier können beispielsweise von Studierenden über den AK Garten Parzellen angemietet werden und es gibt ein gemeinschaftlich genutztes Beet, welches mit Beerensträuchern und Kräutern bepflanzt wurde. Die Fläche ist mit Hilfe einer Projektförderung durch das Staatliche Bauamt Regensburg umgestaltet worden, wurde mit Insektenhotels und weiteren Rankhilfen versehen und erstrahlt nun in neuem Glanz.
Für mehr Informationen zum AK Garten: https://www.instagram.com/akgarten/

Informationen/Kontakt

Ann-Kathrin Roßner
Leitung Green Office
Universität Regensburg
Tel +49 941 943-7474
E-Mail: [email protected]