WHO - World Health Organization Regional Office for Europe

10/02/2024 | Press release | Distributed by Public on 10/02/2024 05:29

Neudefinition von Alkohol: WHO appelliert dringend an Länder der Europäischen Region, den Stellenwert von Alkohol in der Gesellschaft zu überdenken

Kopenhagen, 2. Oktober 2024

Alkohol ist für ein Elftel aller Todesfälle in der Europäischen Region der WHO verantwortlich. Eine neue Kampagne des WHO-Regionalbüros für Europa soll das ändern.

Alkoholkonsum wird mit über 200 Krankheiten in Verbindung gebracht, darunter mindestens sieben Krebsarten, u. a. Brust- und Darmkrebs. Alkohol ist aktuell für 8,8 % - ein Elftel - aller Todesfälle in der Europäischen Region direkt verantwortlich.

Anlässlich des Brustkrebsmonats sei darauf hingewiesen, dass einer aktuellen Studie zufolge nur 21 % der Frauen in 14 europäischen Ländern über den Zusammenhang zwischen Alkoholkonsum und Brustkrebsrisiko Bescheid wussten - ein Risiko, das bereits bei geringem Alkoholkonsum beginnt.

Die Wissens- und Bewusstseinslücke schließen

Aus diesem Grund startet das Regionalbüro eine neue regionsweite Kampagne, um diese Informationslücke zu schließen, indem es die neuesten Forschungsergebnisse über die gesundheitlichen Auswirkungen von Alkoholkonsum weitergibt und zu einer offenen Debatte über die oft übersehenen Schäden aufruft.

Mit der Kampagne "Neudefinition von Alkohol" werden die Europäer aufgefordert, über ihr persönliches und gesellschaftliches Verhältnis zum Alkohol zu reflektieren und unbedingt die Rolle des Alkohols im täglichen Leben, bei Festen und Traditionen zu überdenken. Ziel der Kampagne ist es, das Bewusstsein für die gesundheitlichen Risiken und versteckten Gefahren des Alkoholkonsums zu schärfen und zu gesünderen Entscheidungen zu veranlassen.

"Abgesehen von seinen körperlichen Auswirkungen trägt Alkohol auch allgemein zu gesellschaftlichen Problemen bei", erklärt Dr. Gauden Galea, Strategischer Berater des WHO-Regionaldirektors für Europa und Leiter der Sonderinitiative für nichtübertragbare Krankheiten und Innovation.

"Alkoholkonsum trägt wesentlich zu Gewalt, einschließlich sexueller und geschlechtsspezifischer Gewalt, sowie zu Verletzungen im Straßenverkehr und zu anderen Schäden bei, die nicht nur die Trinker selbst, sondern auch ihre Familien und ihr Umfeld betreffen."

"Letztendlich müssen die Menschen in die Lage versetzt werden, mündige Entscheidungen über ihre eigene Gesundheit und ihr Verhalten zu treffen.

Deshalb werden mit der Kampagne "Neudefinition von Alkohol" evidenzbasierte Informationen weitergegeben und die Menschen ermutigt, ihre Gewohnheiten und ihr Verhältnis zum Alkohol zu überdenken, während gleichzeitig politische Entscheidungsträger und die Gesundheitsbehörden aufgefordert werden, einen breiteren kulturellen Wandel bei der Betrachtung und Regulierung von Alkohol in der Gesellschaft herbeizuführen."

Erfahrungsberichte

Das Regionalbüro wird in den Monaten Oktober und November mit aussagekräftigen Geschichten über Erkenntnisse von Menschen in der Europäischen Region berichten, die ihr Leben verändert haben, indem sie ihre Beziehung zum Alkohol neu definiert und erkannt haben, dass er keinen Platz mehr in ihrem Leben hat.

In diesen Geschichten werden die vielen Vorteile einer Reduzierung des Alkoholkonsums oder eines gänzlichen Verzichts hervorgehoben, u. a. eine bessere körperliche und geistige Verfassung in Verbindung mit besserem Schlaf, besserer Konzentration und mehr Energie, festere menschliche Bindungen und Beziehungen sowie eine größere Wertschätzung des Lebens insgesamt.

"Individuelle Entscheidungen sind wichtig, aber sie reichen nicht aus", sagt Dr. Galea. "In unserer Region ist Alkohol zu billig, zu leicht verfügbar und wird zu stark beworben. Wir müssen ein Umfeld schaffen, in dem gesündere Entscheidungen für alle leichter werden. Ein Produkt, das so viel Schaden verursacht wie Alkohol, muss strenger reguliert werden. Wir wissen, was getan werden muss, aber wir brauchen Entscheidungsträger, die der öffentlichen Gesundheit Vorrang einräumen."

Durch die Zusammenarbeit mit Politik, Gesellschaft und Gesundheitsschützern fördert die Kampagne ein Umfeld, das es den Menschen erleichtert, ihren Alkoholkonsum zu reduzieren, und trägt so zu einer sichereren und gesünderen Europäischen Region bei.

Die Kommunikationskampagne ist Teil des 2022 gestarteten Gemeinschaftsprojekts der WHO und der Europäischen Union mit dem Titel "Von Erkenntnissen zu Taten beim Alkoholkonsum" (Evidence into Action - EVID-ACTION). Dieses von der EU mitfinanzierte Projekt zielt darauf ab, wissenschaftliche Erkenntnisse in umsetzbare Konzepte zu überführen, um die durch Alkoholkonsum bedingten Schäden in 30 Ländern Europas zu reduzieren, und trägt auch zur Verwirklichung der Ziele von Europas Plan gegen den Krebs bei.