WHO - World Health Organization Regional Office for Europe

06/23/2023 | Press release | Archived content

WHO/Europa und Partnerorganisationen ebnen den Weg für eine neue Phase in der Krankenhausversorgung

In einem bedeutenden Schritt zur Umgestaltung des Krankenhauswesens haben WHO/Europa und das Gesundheitsministerium von Aserbaidschan vor Kurzem eine hochrangige Tagung der Europäischen Region einberufen, an der Regierungsvertreter, Beschäftigte aus dem Krankenhauswesen und Vertreter von Partnerorganisationen sich mit den dringenden Herausforderungen befassten, mit denen Krankenhäuser in der Europäischen Region der WHO konfrontiert sind.

Auf der Tagung präsentierte WHO/Europa auch zwei neue fachliche Berichte, die den Ländern bei der Bewältigung dieser spezifischen Herausforderungen bei der Sanierung, Verbesserung und Umgestaltung ihrer Krankenhäuser behilflich sein sollen.

"Krankenhäuser sind mehr als nur Ziegelsteine und Mörtel; sie sind lebendige Gebilde, die in der Lage sind, höchste Versorgungsqualität zu gewährleisten. Deshalb müssen wir die Krankenhäuser in die Lage versetzen, fachärztliche Versorgung anzubieten, komplexe Erkrankungen zu behandeln und unsere Leistungsanbieter in der primären Gesundheitsversorgung zu unterstützen", sagte Dr. Hans Henri P. Kluge, WHO-Regionaldirektor für Europa, in seiner Eröffnungsansprache.

Krankenhäuser stehen im Mittelpunkt der Gesundheitsversorgung. Sie dienen als entscheidende Zentren für die Koordinierung und Verflechtung der Versorgung und sind Knotenpunkte der medizinischen Ausbildung und Forschung. Ebenso sind Krankenhäuser auch täglich Arbeitsstätten für Millionen Menschen.

Während der gesamten COVID-19-Pandemie standen die Krankenhäuser an vorderster Front und versorgten die Patienten mit lebensrettenden Maßnahmen. Die Pandemie hat aber auch einige Lücken und Schwachstellen innerhalb des Krankenhauswesens offenbart, wie etwa externe Sachzwänge, Mängel im Gesundheitssystem und eine unzureichende Abstimmung mit den Strukturen der primären Gesundheitsversorgung.

Neugestaltung der Krankenhausarchitektur und der Überweisungssysteme

Die COVID-19-Pandemie hat deutlich gemacht, wie wichtig es ist, die Architektur von Gesundheitseinrichtungen, einschließlich Krankenhäusern, neu zu gestalten. Krankenhäuser müssen zielgerichtet konzipiert werden, wobei der Schwerpunkt auf einer widerstands- und anpassungsfähigen und ökologisch nachhaltigen Infrastruktur liegen muss, die Gefahren standhält und gleichzeitig Sicherheit und Komfort in den Vordergrund stellt.

Ein weiteres Thema, das in den Ländern Europas und darüber hinaus ganz oben auf der Tagesordnung steht, sind die Überweisungssysteme im Gesundheitswesen, da die Länder immer noch mit durch die Pandemie bedingten Verzögerungen und Rückstaus zu kämpfen haben. Das Überweisungssystem spielt eine entscheidende Rolle in der Gesundheitsversorgung, indem es sicherstellt, dass die Patienten rechtzeitig Zugang zu fachärztlicher Versorgung außerhalb der Krankenhausgrenzen erhalten. Die Straffung des Überweisungsverfahrens und die Verbesserung der Koordination zwischen den Gesundheitsberufen können dazu beitragen, unnötige Verzögerungen und Effizienzdefizite zu minimieren und letztlich die Versorgung der Patienten und die Nutzung der Ressourcen zu verbessern.

Neue fachliche Berichte als Wegweiser für die Zukunft der Krankenhäuser

Die beiden neuen Berichte, die auf der Tagung der Europäischen Region in Baku vorgestellt wurden, sollen die Länder der Region bei der Neubewertung ihrer Krankenhaussysteme unterstützen. Der erste, mit dem Titel "Krankenhäuser der Zukunft: ein Kurzdossier zur Neugestaltung der Architektur des Krankenhauswesens", dient als Orientierungshilfe für Akteure, die den Bau neuer Krankenhäuser oder die Verbesserung bestehender Einrichtungen erwägen. Sein inhaltlicher Schwerpunkt liegt auf der Frage, wie umweltbezogene und epidemiologische Risiken wirksamer abgebaut und ineffiziente und belastende Rahmenbedingungen im Gesundheitswesen für Beschäftigte, Patienten und Organisationen minimiert werden können. Außerdem wird darin untersucht, wie sich Krankenhausgebäude besser in ihre natürliche und soziale Umgebung integrieren lassen.

In dem zweiten Bericht, einem Konzeptpapier mit dem Titel "Ein hochfunktionsfähiges Überweisungssystem: Lernen aus den Herausforderungen und Chancen der COVID-19-Pandemie", werden eine Reihe von Indikatoren vorgeschlagen, die der Beobachtung verschiedener Überweisungssysteme und der Erstellung diesbezüglicher Vergleiche dienen. Dabei werden die wesentlichen Komponenten dieser Systeme erläutert, ihre vorherrschenden Probleme und häufigsten Fehler aufgezeigt und Empfehlungen für Verbesserungen abgegeben. Ferner werden bewährte Praktiken aufgezeigt und mehr als 80 Aktionsbereiche für die Verbesserung der Überweisungssysteme genannt, einschließlich der Frage, wie die Überweisung zwischen verschiedenen Leistungsanbietern und Versorgungsebenen erfolgen kann.

Die nächsten Schritte

Der Tagung der Europäischen Region in Baku war eine erste Fachtagung im April 2022 in Brüssel vorausgegangen. Aufbauend auf dieser Dynamik begibt sich WHO/Europa nun auf eine ehrgeizige Mission, in der es gemeinsam mit den Ländern einen Rahmen für die Umgestaltung des Krankenhauswesens schaffen will, der die wesentlichen Schritte und Strategien skizziert, die zur Herbeiführung des dringend benötigten Wandels in diesen Gesundheitseinrichtungen notwendig sind.

Gleichzeitig wird WHO/Europa zusammen mit der Agence Française de Développement, der Entwicklungsbank des Europarates, der Weltbank, der Generaldirektion Unterstützung von Strukturreformen bei der Europäischen Kommission (GD REFORM) und dem European Health Property Network eine inklusive und kooperative Plattform einrichten, um die Bemühungen verschiedener Organisationen und Länder auf eine gemeinsame Vision für die Umgestaltung des Krankenhauswesens auszurichten.

Um den Erfolg dieser Umgestaltungsbemühungen zu gewährleisten, prüft die Gruppe derzeit die Durchführbarkeit von Programmen zum Kapazitätsaufbau, die aus dem reichen Erfahrungsschatz und dem Fachwissen der beteiligten Länder und Organisationen schöpfen. Diese Programme dienen als Plattformen für die Weitergabe wertvoller Erfahrungen, den Austausch vorbildlicher Praktiken und die Herausarbeitung wesentlicher Lehren.