Universität Leipzig

12/12/2024 | Press release | Distributed by Public on 12/12/2024 03:24

Studie zu sexualisierter Gewalt an Männern

Nachricht vom 12.12.2024

https://www.uni-leipzig.de/newsdetail/artikel/studie-zu-sexualisierter-gewalt-an-maennern-2024-12-12

Sexualisierte Gewalt an Jungen und Männern ist oft ein Tabuthema. Weltweit gibt es nur wenige gesicherte Zahlen dazu, noch weniger aus dem arabischsprachigen Raum. Forschende aus Leipzig und Berlin haben in einer aktuellen Studie mit mehr als 2000 Teilnehmern eines psychologischen Behandlungsangebots festgestellt, dass fast ein Drittel angab, sexuelle Traumata erlebt zu haben. Die Ergebnisse sind in eClinical Medicine, einem Journal der renommierten Fachzeitschrift "The Lancet" veröffentlicht worden.

Die Daten der Studie zeigen, dass die Erfahrungen sexueller Traumata schwere psychische Beschwerden zur Folge haben können - besonders aus dem Spektrum der posttraumatischen Belastungsstörung und der Depression, resümieren die Autor:innen. Ein wesentliches Problem ist, dass die weit verbreitete gesellschaftliche Stigmatisierung und Tabuisierung des Themas eine hohe Barriere für dringend notwendige Behandlungen darstellt.

Der aktuelle Befund, dass 28 Prozent der Befragten von sexualisierter Gewalt betroffen sind, offenbart das Ausmaß der männlichen Betroffenheit in den arabischsprachigen Ländern, deren Vergangenheit und Gegenwart von langandauernden Konflikten geprägt ist, wie etwa in Syrien. Die Forschenden vermuten, dass mit Blick auf die psychosozialen Auswirkungen der erlebten Gewalt die Ergebnisse der Studie auch auf andere Kontexte übertragen werden können. Zum Beispiel den Krieg gegen die Ukraine, den Bürgerkrieg in Sudan oder den Krieg in Ostkongo - dort häufen sich laut den Studien-Autor:innen aktuell Berichte über sexualisierte Gewalt gegen Männer und Jungen.

Die Studie wurde unter der Leitung von Dr. Yuriy Nesterko durchgeführt, der an der Universität Leipzig, Abteilung für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie, zum Thema kriegsbezogene sexualisierte Gewalt gegen Männer und Jungen forscht. Er ist zudem Co-Leiter der wissenschaftlichen Abteilung am "Zentrum Überleben" in Berlin - dort wurden die Teilnehmer der Studie im Rahmen eines psychologischen Behandlungsangebots befragt. Die wissenschaftliche Arbeit wurde in Zusammenarbeit mit Forschenden der Freien Universität Berlin und der Medical School Berlin durchgeführt.

Originalpublikation in eClinical Medicine:
Conflict-related and sexual trauma in treatment-seeking Arabic-speaking men: a cross-sectional study. Doi: doi.or g/10.1016/j.eclinm.2024.102973

Erstellt von: Anne Grimm