AGES - Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit GmbH

12/09/2024 | Press release | Distributed by Public on 12/09/2024 15:25

Heilpflanze des Monats: Mädesüß

Mädesüß

Steckbrief

Bereits zur Zeit der Kelten galt das Mädesüß als eine der wichtigsten Medizinalpflanzen der Druiden. Die Blüten und das Kraut werden noch heute als Arzneidrogen verwendet, Teile der Pflanze kommen zudem in der Küche zum Einsatz.

Für die Herkunft des deutschen Namens "Mädesüß" gibt es zwei Theorien. Die erste besagt, dass er sich vom altdeutschen "Met", der früher mit den Blüten aromatisiert wurde, ableitet. Laut der zweiten Theorie könnte der Name vom altdeutschen "Mahd = mähen", stammen, da das Mädesüß dem Heu einen süßlichen Duft verlieh.

Verwendung

Sowohl die Blüten als auch das Kraut des Großen Mädesüß, Filipendula ulmaria (L.) Maxim., werden als Arzneidrogen zur unterstützenden Behandlung von Erkältungskrankheiten eingesetzt.

Mädesüßblüten (Spiraeae flos) müssen laut Deutschem Arzneimittel-Codex einen Mindestgehalt von 1,8 % Flavonoiden, bezogen auf die getrocknete Droge, aufweisen. Mädesüßkraut (Filipendulae ulmariae herba), laut Pharmacopoea Europaea, beinhaltet die getrockneten blühenden Stängelspitzen und muss mindestens 1 ml/kg ätherisches Öl beinhalten.

Zu den Hauptinhaltstoffen der Pflanze zählen Flavonoide (z.B. Spiraeosid), Phenolglykoside (Glykoside des Salicylaldehyds), ätherisches Öl (mit den Hauptkomponenten Salicylaldehyd und Salicylsäuremethylester) und bis zu 20 % Gerbstoffe. Salicylsäuremethylester, ein "Verwandter" des Aspirins, ist in der intakten Pflanze kaum vorhanden und entsteht erst durch Spaltung der Salicylglykoside z.B. beim Zerreiben, daher auch der an Methylsalicylat erinnernde Duft nach Zerreiben oder Befeuchten mit Wasser.

In pharmakologischen Untersuchungen wurden schmerzlindernde und entzündungshemmende Effekte festgestellt. Aus diesen Untersuchungen kann jedoch keine klinisch belegte Wirksamkeit abgeleitet werden. Darüber hinaus ist der Gehalt an Salicylsäureverbindungen, die ähnlich wie Acetylsalicylsäure wirken könnten, gering. Dennoch ist bei der Anwendung Vorsicht bei Allergie gegen Salicylate geboten.

Beiden Arzneidrogen werden auch schweiß- und harntreibende Eigenschaften zugeschrieben, weshalb sie im Rahmen von "Schwitzkuren" unterstützend bei beginnenden Erkältungen angewendet werden.

Auch in der Küche kommt die Pflanze zum Einsatz. Junge Triebe und Wurzeln werden als Wildgemüse genutzt und die Blüten zum Aromatisieren von Gelees und Getränken verwendet.

Duftsträuße gelten als beliebtes Streukraut zur Luftverbesserung in Räumen.

Botanik

Das Echte oder Große Mädesüß (Filipendula ulmaria) gehört zur Familie der Rosengewächse (Rosaceae).

In der endständigen Blütenrispe sind mehrere Blüten mit fünf-zähliger, cremeweißer Krone und zahlreichen Staubblättern zu einer großen leuchtenden Blütenpracht vereinigt. Der Stängel des Mädesüß wächst aufrecht bis zu 150 cm hoch und ist wechselständig beblättert.

Die unteren Laubblätter sind dabei lang gestielt, unterbrochen unpaarig gefiedert mit zwei bis fünf Paaren großer, spitz-eiförmiger Seitenfiedern und dreilappiger Endfieder. Die oberen Blätter sitzen hingegen fast am Stängel und bestehen nur aus der dreilappigen Endfieder. Die Blattfläche ist oberseits mattgrün und meist kahl, unterseits jedoch auf den Blattnerven oder auf der gesamten Fläche dicht grau- bis weißfilzig behaart. Der Blattrand ist seicht doppelt gesägt.

Verbreitung

In Österreich und in Europa kommen nur zwei Filipendula-Arten vor, das Große Mädesüß und das Kleine Mädesüß. Weltweit umfasst die Gattung ca. 15 Arten. Die medizinisch genutzte Art (Filipendula ulmaria) ist von Großbritannien über Mittel- und Nordeuropa bis Ost-Sibirien und zur Mongolei zu finden. Sie wächst auf feuchten bis nassen Fettwiesen (Kohldistelwiesen), Streuwiesen, Ufergebüschen, Verlandungsgesellschaften, in Niedermooren und Erlenbruchwälder in der collinen (Ebene und Hügel) bis subalpinen Höhenstufe.

Die ausladende, cremig leuchtende Blütenrispe mit ihrem honig-, vanille-, bis mandelartigen Geruch lockt zahlreiche Insekten, darunter Bienen, pollenfressende Fliegen, Schwebfliegen und Käfer zur Bestäubung an.

Die ledrig harten Nüsschenfrüchte werden vom Wind, Wasser und Tieren verbreitet.

Service

Die Erhaltung der Vielfalt ist uns ein großes Anliegen, daher lagern in unserer Genbank lagern rund 5.400 Muster von Saatgut und Pflanzen. Mit der Genbank für landwirtschaftliche Kulturpflanzen, Medizinal- und Aromapflanzen leisten wir einen bedeutenden Beitrag zum Erhalt der Biodiversität.

Aktualisiert: 12.09.2024