Stadt Aachen

05/31/2022 | Press release | Distributed by Public on 05/31/2022 04:58

Beton der Brücke Turmstraße wird zum Forschungsprojekt

Das große Abbruchspektakel, das zwischenzeitlich zahlreiche Zuschauer*innen anzog, ist längst vorbei. Die Geschichte der ehemaligen Brücke Turmstraße geht zumindest für das abgerissene Material aber noch weiter. Nachdem über 4000 Tonnen Betonschutt von der Turmstraße zum Bendplatz transportiert worden sind, wurde eben dort am Montag, 30. Mai, ein neues Kapitel der Kreislaufwirtschaft aufgeschlagen. Rund 40 Tonnen des Abbruchmaterials fanden den Weg ins Ruhrgebiet, wo ein Forschungsteam der Universität Duisburg-Essen mit dem Projekt "Up Cement" das nachhaltige Bauen vorantreiben will. Aus dem Altbeton der Brücke soll der erhärtete Zementstein herausgelöst werden, um daraus neuen Zement herstellen zu können. Dadurch soll Energie eingespart und vor allem der immense CO2-Ausstoß in der Zementproduktion reduziert werden.

Der Aachener Stadtbetrieb beteiligt sich an diesem Projekt. Durch Vermittlung des Aachener Ingenieurs Helmut Spoo, Spoo Umwelt-Consulting, kam es zum Kontakt mit dem Projektleiter, Professor Doru Lupascu vom Institut für Materialwissenschaften. Beim Aachener Stadtbetrieb rannte man "offene Türen ein", wie Marlon Knops, Ressortleiter Zentrale Dienste und Recht, betont. "Wir sind froh, dieses wichtige und zukunftsweisende Projekt unterstützen zu können. Aachen hat sich als zweite Stadt in Deutschland als "Circular City" der Kreislaufwirtschaft bekannt. Nachhaltigkeit und Recycling sind Teil unserer DNA."

Auf dem Bendplatz sind Bagger und Betonbrecher noch fleißig dabei, das Material zu zerkleinern, der Blick der Forscher*innen wandert mit "ihren" 40 Tonnen der Brücke aber schon weiter. Helmut Spoo beschäftigt sich bereits seit vielen Jahren mit dem Thema Upcycling von Altbeton. "Kreislaufwirtschaft macht Spaß", ist er überzeugt. "Jetzt nimmt das Thema vor dem Hintergrund der Rohstoffknappheit, Kostensteigerungen und des Klimawandels Fahrt auf. Und die Möglichkeiten am Institut der Uni Duisburg-Essen sind enorm." Alle Beteiligten sind überzeugt: Damit unser Planet gerettet werden kann, gehört das Thema Recycling untrennbar mit dazu. Dieses Projekt soll dabei einen Beitrag leisten.

Dieser Aufgabe nimmt sich das Team um Professor Lupascu jetzt an. Die ersten Versuchsergebnisse seien schon vielversprechend, wie die Verantwortlichen berichten. "Bisher wird Altbeton zerkleinert und dann als Straßenuntergrund wiederverwendet. Wir wollen den hochwertigen Zement reaktivieren und ihn damit zu neuem Leben verhelfen", erklärt Lupascu. Die Zementindustrie setzt pro Jahr in Deutschland rund 20 Millionen Tonnen CO2 frei. Bei dem jetzt erforschten Verfahren der Zementherstellung könnten etwa ein Drittel an CO2-Emissionen und etwa die Hälfte der Energieaufwände eingespart werden, sind die Wissenschaftler*innen überzeugt. Diese Theorie soll nun anhand der Materialien aus Aachen in die Praxis umgesetzt werden. Das langfristige Ziel sei es, die Stoffe komplett im Kreislauf halten und damit natürliche Ressourcen einsparen zu können. Dafür wird das Projekt vom Wirtschaftsministerium des Landes Nordrhein-Westfalen finanziert und über 3 Jahre gefördert.

Herausgegeben am 31.05.2022 von:

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