WHO - World Health Organization Regional Office for Europe

08/22/2024 | Press release | Archived content

Erklärung – Solidarität und Partnerschaft retten Menschenleben: wie WHO/Europa zusammen mit der Europäischen Union auf COVID-19 reagiert hat

Kopenhagen, 22. August 2024

Partnerschaften in der Gesundheitspolitik sind in den besten Zeiten unverzichtbar, aber in Krisenzeiten wie während der COVID-19-Pandemie sind sie absolut entscheidend.

Da die Pandemie offenbar auch in den Mitgliedstaaten der WHO in Europa und Zentralasien allmählich aus dem öffentlichen Bewusstsein verdrängt wird, müssen wir uns daran erinnern, dass Partnerschaften und Kooperationen heute wichtiger denn je sind. Sie helfen uns, die aktuellen gesundheitlichen Notlagen zu bewältigen und uns besser auf kommende Notlagen vorzubereiten, die schneller als je zuvor eintreffen.

Ein herausragendes Beispiel für eine solche Zusammenarbeit ist die vertrauensvolle und verlässliche Partnerschaft zwischen WHO/Europa und der Europäischen Union (EU), die von unserem gemeinsamen Engagement für den Schutz von Gesundheit und Wohlbefinden aller Menschen in dieser Region getragen wird.

Diese Partnerschaft verdient Anerkennung dafür, dass sie in einer der größten gesundheitlichen Notlagen seit Generationen zahlreiche Menschenleben gerettet hat. Sie ist jedoch nicht auf Notlagen beschränkt, sondern umfasst eine Reihe von Prioritäten im Bereich der öffentlichen Gesundheit, die der Stärkung der Gesundheitssysteme insgesamt dienen.

Unsere kontinuierlichen gemeinsamen Bemühungen erstrecken sich auf eine Vielzahl von Gesundheitsinitiativen, von der Nutzung digitaler Technologien und Innovationen bis hin zur Verringerung der durch Alkoholkonsum verursachten Schäden.

Diese Partnerschaft hat mit jedem gemeinsamen Projekt an Stärke gewonnen. Ein Beispiel dafür ist unsere wirkungsvolle Unterstützung für die Beschaffung von Impfstoffen und die Durchführung von Impfungen gegen COVID-19 in den Ländern der Östlichen Partnerschaft - ein Projekt, das diesen Monat nach vier Jahren abgeschlossen wird. Diese Initiative ist ein Paradebeispiel für unsere effektive Zusammenarbeit bei vergangenen wie laufenden von der EU finanzierten Projekten.

Unsere unmittelbare Reaktion auf die COVID-19-Pandemie in den Ländern der Östlichen Partnerschaft (Armenien, Aserbaidschan, Belarus, Georgien, Republik Moldau und Ukraine) wurde durch das von der EU finanzierte Projekt "Solidarität im Dienst der Gesundheit" ermöglicht, eine gemeinsame Initiative, mit der dringende Aufgaben wie die Bereitstellung von persönlicher Schutzausrüstung und die Schulung von Mitarbeitern des Gesundheitswesens und Ersthelfern in Bezug auf Infektionsprävention für COVID-19 erledigt wurden.

Dieser entscheidende erste Schritt bildete die Grundlage für die komplexe Aufgabe der Bereitstellung von Impfstoffen, sobald diese verfügbar waren.

2021, als die Länder gegen die verheerende zweite und dritte Welle der COVID-19-Pandemie kämpften, ruhte die Hoffnung auf der Aussicht auf eine Impfung. Die Impfprogramme in den Ländern der Östlichen Partnerschaft standen während der Pandemie im Hinblick auf die Aufrechterhaltung hoher Impfraten bei Routineimpfungen und die Einführung der COVID-19-Impfstoffe vor erheblichen Herausforderungen.

Die Sicherstellung der Zugänglichkeit der Impfstoffe und ihrer Verabreichung an verschiedene Bevölkerungsgruppen in den sechs Ländern der Östlichen Partnerschaft über enorme Entfernungen hinweg war mit beispiellosen logistischen und operativen Hindernissen verbunden, und dies inmitten erheblicher Störungen in den öffentlichen Gesundheitsdiensten, auch bei Routineimpfungen.

Die neuesten Untersuchungen zeigen, dass die COVID-19-Impfstoffe seit Beginn ihrer flächendeckenden Einführung in der Europäischen Region Ende 2020 schätzungsweise 1,6 Mio. Menschenleben gerettet haben - ein weiterer eindrucksvoller Beleg für die Wirksamkeit von Impfstoffen.

Doch der Zugang zu COVID-19-Impfstoffen, zum Teil über die COVAX-Fazilität, war nur der erste Schritt. Die Vorbereitungen für die Ankunft und den effektiven Einsatz der Impfstoffe erforderten Maßnahmen in vielen Bereichen, etwa zur Sicherstellung der öffentlichen Akzeptanz, zur Schaffung rechtlicher und ordnungspolitischer Rahmenbedingungen, zur Organisation der Lieferkettenlogistik, zur Stärkung der Überwachungskapazitäten, zur Verwaltung von Impfdaten und zur Überwachung der Impfstoffsicherheit.

Diese Bemühungen umfassten ein breites Spektrum an Maßnahmen, von der Beschaffung der für den Transport und die Lagerung von Impfstoffen erforderlichen Kühlkettenausrüstung bis hin zur Durchführung von Verhaltensforschung zur Ermittlung von Impfhindernissen.

Das mit 42 Mio. € ausgestattete gemeinsame Projekt von EU und WHO in den Ländern der Östlichen Partnerschaft war ein Rettungsanker, der die Länder bei der Vorbereitung und beim Einsatz der COVID-19-Impfstoffe unterstützte und gleichzeitig zur Stärkung der nationalen Impfsysteme und zur Verbesserung der Kompetenz des Gesundheitspersonals für die erforderlichen Impfmaßnahmen beitrug. Mit diesem Projekt sollten durch die Konzentration auf die am stärksten gefährdeten Gruppen, also das Gesundheitspersonal sowie ältere Menschen und Personen mit Vorerkrankungen, dauerhafte Veränderungen weit über die Pandemie hinaus herbeigeführt werden.

Als Reaktion auf die zusätzlichen Herausforderungen infolge des anhaltenden Kriegs in der Ukraine wurde das Projekt an die durch die Krise bedingten neuen Bedürfnisse angepasst, was die Widerstandsfähigkeit und Flexibilität unserer Partnerschaft unter Beweis stellt.

In der gesamten Europäischen Region der WHO, einschließlich der Länder der Östlichen Partnerschaft, wurden bestehende Impflücken und Anfälligkeiten für impfpräventable Krankheiten durch die Pandemie weiter verschärft, was im vergangenen Jahr zu Ausbrüchen von Masern und Keuchhusten führte. Durch unsere gemeinsamen Bemühungen ist es uns in den letzten vier Jahren gelungen, die Kapazitäten der einzelnen Länder zu stärken, um bei Routineimpfungen eine hohe Durchimpfung zu erreichen und aufrechtzuerhalten und auf gesundheitliche Notlagen rechtzeitig reagieren zu können.

Darüber hinaus haben wir Aufklärungsmodule eingeführt, die Kinder - und damit auch die breite Öffentlichkeit - wirksamer vor Fehlinformationen über Impfstoffe schützen und so zu mehr Chancengleichheit beim Zugang zu Impfungen beitragen sollen, wie er in der Europäischen Impfagenda 2030 vorgesehen ist.

Letztlich ist die Verhinderung von Krankheitsausbrüchen durch Impfungen von grundlegender Bedeutung für den Schutz der öffentlichen Gesundheit und der Stabilität in unserer Region.

Ich bedanke mich bei unseren Kolleginnen und Kollegen von der Generaldirektion Nachbarschaftspolitik und Erweiterungsverhandlungen der EU (GD NEAR) für diese enorm nützliche Gelegenheit, gemeinsam auf dieses so wichtige Ziel hinzuarbeiten. Mit Blick auf die Zukunft und die unvermeidlichen Herausforderungen, die in diesem Zeitalter der Permakrise vor uns liegen, bin ich zuversichtlich, dass unsere Partnerschaft mit der EU weiter wachsen und der gesamten Europäischen Region der WHO zugute kommen wird.