BDZV-Vermarktungsausschuss auf Study Tour

Im Mittelpunkt der zweitägigen Veranstaltung, die von Herbert Dachs, Vorsitzender der Geschäftsführung bei SWMH - Medienholding Südgeleitet wurde, standen Diversifikations- und Wachstumsstrategien, der gezielte Einsatz von KI-Lösungen sowie die Optimierung der Vermarktungsstrukturen.

Russmedia gab den Teilnehmerinnen und Teilnehmern Einblicke in die Arbeit des Medienhauses:

Strategischer Ausbau durch Diversifikation
Russmedia nutzt seit dem Verkauf seiner ungarischen Zeitungen 2017 Kapital in Höhe von rund 100 Millionen Euro, um neue Geschäftsbereiche zu erschließen. Die Investitionen flossen in transaktionsbasierte Geschäftsmodelle und digitale Plattformen, darunter ein Skiverleih und die Motorrad-App "Calimoto". Über einen Fonds mit Speedinvest ist Russmedia zudem an innovativen Start-ups beteiligt.

Wachstum im Vorarlberger Medienmarkt
Das Unternehmen setzt im Kernmarkt Vorarlberg auf eine dominierende Medienpräsenz durch eine Kombination von Print- und Digitalstrategien. Die Online-Plattform VOL, seit 1995 aktiv, sowie Printprodukte wie die Vorarlberger Nachrichten sichern hohe Reichweiten und Nutzerbindung in der Region. Ziel ist, digitale Abonnements auszubauen und Print als stabile Einnahmequelle zu erhalten.

KI als Schlüssel zur Effizienzsteigerung
Seit 2024 ist KI eine tragende Säule der Unternehmensstrategie. Russmedia nutzt KI-gestützte Assistenten und Automatisierungen, um administrative Aufgaben zu reduzieren und die Produktivität zu steigern. Ziel ist es, die Arbeitslast um 50 Prozent zu verringern und die rund 450 Arbeitsplätze in kreativere und kundenorientiertere Bereiche zu führen. Ein Team von "KI-Nomaden" und regelmäßige Schulungen fördern die Akzeptanz und Integration der Tools im Arbeitsalltag. In der Kundenkommunikation nutzen Vertriebsteams etwa Voice-to-Text-Tools, die die Nachbearbeitungszeiten drastisch verkürzen.

Synergien zwischen Print- und Digitalverkauf
Um die Kundenbedürfnisse optimal zu erfüllen, wurden die regionalen Verkaufsabteilungen zusammengeführt. Berater fungieren als zentrale Ansprechpartner, während spezialisierte Teams digitale Kampagnen unterstützen.

Digitaler Wandel in der Anzeigenvermarktung
Russmedia strebt bis 2027 einen Digitalanteil von 50 Prozent in der Anzeigenvermarktung an, aktuell liegt dieser bei 28 Prozent. Der Verlag hat mit den "Premium Stories" ein digitales Produkt etabliert, das durch ein eigenständiges Team betreut wird und nach neun Monaten bereits 10 Prozent der digitalen Umsätze ausmacht, wodurch es maßgeblich zum digitalen Wachstum beiträgt. Das "Story Premium Format", erhielt bereits internationale Auszeichnungen in mehreren Kategorien für kreative und effektive Werbelösungen.

In abschließenden Vorträgen wurde über spannende Ansätze in der Vermarktung referiert:

Crossmediale Produkte für den Ausbildungsmarkt
Thomas Grupe, Bereichsleiter Märkte beim Medienhaus Lüneburg berichtete über das Angebot berry2be. Berry2be bringt Stellenanzeigen direkt auf Schülerhandys. Die App ist ein digitaler Schulorganizer mit eigenem Karrierebereich, in dem Stellenanzeigen ausgespielt werden. Bundesweit nutzen mehr als 90.000 junge Menschen die App. Die LZ hat sich an dem Lüneburger Start-up beteiligt und vermarktet die App im eigenen Verbreitungsgebiet als Vorteilskombi mit weiteren Produkten im Ausbildungsmarkt. Die LZ bietet weiteren Verlagen die Kooperation an.

Rocketeer + newscamp - Vermarktung von Live-Events
Die Mediengruppe Pressedruck organisiert mit dem "Newscamp" und dem "Rocketeer Festival" zwei bedeutende Events, die den Austausch innerhalb der Medienbranche fördern. Während das "Newscamp" als Fachkonferenz für Verlagsthemen dient, richtet sich das "Rocketeer Festival" an den regionalen Markt und bietet Netzwerk- und Präsentationsmöglichkeiten. Matthias Schmid, Gesamtleiter Werbevermarktung, berichtete über die Erfahrungen mit den beiden Live-Events.

Prozessautomation mit KI: Effizienz steigern, Freiraum gewinnen - für eine erfolgreiche Medienberatung
Karl Berger und Conrad Caine präsentierten den Dienstleister Machines Like Me als eine "Automatisierungsfabrik", die nahezu alle Aufgaben im Bereich Vertrieb und Vermarktung durch KI-gestützte Roboter übernehmen kann. Mögliche Anwendungen umfassen Marktanalyse, Kundenansprache, intelligente Diktierlösungen, Vertriebsunterstützung und das Erstellen von Präsentationen. Roboter erledigen diese Aufgaben etwa zehnmal kostengünstiger als menschliche Mitarbeiter. Dadurch verbleibt nur ein Zehntel der Arbeit für die Angestellten, die ihre Kapazitäten für anspruchsvollere Aufgaben einsetzen können. In Verlagen könnten bis zu 50 Prozent der Stellen mit automatisierten Prozessen abgedeckt werden.